Studienautorin Mag.a Martina Zandonella vom SORA-Institut und AK-Präsident Gerhard Michalitsch präsentierten die Ergebnisse.
Studienautorin Mag.a Martina Zandonella vom SORA-Institut und AK-Präsident Gerhard Michalitsch präsentierten die Ergebnisse. © AK, Felder

Demokratie am Rückzug?

Wie geht es in unserer Demokratie weiter? Dieser wichtigen Frage widmet sich nicht nur die AK-Vollversammlung kommenden Mittwoch sondern auch das SORA-Institut in Form einer Studie. Menschen mit weniger ökonomischen Ressourcen verlieren zunehmend den Glauben an die Demokratie und beteiligen sich immer weniger an Wahlen und politischer Mitbestimmung. „Menschen mit wenig Einkommen – dabei handelt es sich überdurchschnittlich oft um Systemerhalter:innen - verlieren den Glauben an die Demokratie. Das ist sehr besorgniserregend. Es braucht mehr Einkommensgerechtigkeit“, warnt AK-Präsident Gerhard Michalitsch.
Atypische Beschäftigungsverhältnisse, geringfügige Beschäftigung, Leih- und Zeitarbeit, Teilzeit oder Mehrfachbelastungen sind seit 2005 kontinuierlich gestiegen. Das bedeutet große Unsicherheit in Bezug auf Höhe und Dauer der Entlohnung. Im Gegenzug wächst die Vermögensungleichheit, soziale Sicherheitsleistungen werden erschwert und deren Höhen reduziert. Besonders betroffen davon sind meist erwerbstätige Frauen, die im Handel, als Reinigungskraft oder im Sozial- und Pflegebereich unverzichtbare Arbeit leisten. Konkret handelt es sich dabei um ein Drittel der Bevölkerung.

„Den Menschen zu sagen, sie sollen zu McDonalds gehen, ist zynisch. Was es braucht sind ordentliche Lohnabschlüsse, von denen gerade die unteren Einkommensgruppen stärker profitieren“, fordert Michalitsch.

Laut Studie des SORA-Instituts finden 
· 77 Prozent der Menschen im untersten Einkommensdrittel, dass ihre Arbeit von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt wird. 
· Ebenso viele glauben nicht, dass sie mit demokratischer Beteiligung etwas bewirken können.
· 82 Prozent fühlen sich im Parlament nicht gut vertreten
· 70 Prozent fühlen sich von der Politik als Menschen zweiter Klasse behandelt.

„Das schlägt sich auch in der Wahlbeteiligung bei politischen Wahlen nieder. An der Nationalratswahl im Herbst 2019 haben 83 Prozent der Wahlberechtigten im obersten Einkommensdrittel teilgenommen, jedoch nur 59 Prozent im untersten Einkommensdrittel“, erklärt Studienautorin Mag.a Martina ZANDONELLA vom SORA-Institut.

Die Studie zeigt auch, dass tatsächlich überwiegend Politik für die oberen Einkommensdrittel gemacht wird. „Unsere Demokratie lebt jedoch von einer breiten Beteiligung aller Einkommens- und Bevölkerungsklassen“, warnt Michalitsch und weist auf die demokratische Mitbestimmung auf Betriebsebene hin, die einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Demokratie beitragen. Die Studie zeigt, dass Menschen, die in der Lehre oder am Arbeitsplatz mitbestimmen können, sich auch mehr an den demokratischen Prozessen beteiligen. Allein im Burgenland gibt es 64 Jugendvertrauensrä:innen sowie 800 Betriebsrät:innen.

„Wir gehen davon aus, dass auch die AK-Wahl, bei der die Beschäftigten im April 2024 wieder ihre Vertreter:innen in der AK wählen können, ebenfalls ein positiver Beitrag zur Demokratie in Österreich ist“, betont Michalitsch und fordert in diesem Zusammenhang eine Verbesserung bei der Betriebssprengelwahl. Künftig soll ein Betriebssprengel in Betrieben ab 5 Beschäftigten verpflichtend möglich sein!

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