Am 6. November zieht das Burgenland wieder eine ernüchternde Bilanz: Denn an diesem Tag ist der burgenländische Equal Pay Day – der Tag ab dem Frauen statistisch gesehen gratis arbeiten. Im Burgenland beträgt der prozentuale Nachteil von Frauen im Gegensatz zum Männereinkommen 15,3 Prozent – das sind 9.646 Euro Unterschied. Positiv ist, dass das Burgenland mit diesen Zahlen im Österreichvergleich auf dem zweitbesten Platz nach Wien und auch über dem Österreichschnitt liegt. Der Pay Gap konnte um einen Tag verringert werden.
Im EU-Vergleich ist Österreich allerdings Schlusslicht. Die Ursachen sind gut erforscht. Ein Teil der Lücke ergibt sich aus der Beschäftigungsstruktur – etwa kürzere Betriebszugehörigkeit oder niedrigere Löhne in frauendominierten Berufen. Das ist keine direkte Diskriminierung, aber eine strukturelle Benachteiligung.
Zwei Drittel der Lohnlücke lassen sich jedoch nicht so erklären. Der Verdacht: direkte Lohndiskriminierung. Mangelnde Transparenz verschärft das Problem: Frauen werden seltener über dem Kollektivvertrag entlohnt und bei Prämien häufiger übergangen.
Umfrageergebnisse: Frauen wollen mehr übers Geld reden
Das Forschungsinstitut L&R führte im Auftrag der Allianz für Lohntransparenz NEU eine umfassende Umfrage zur Einkommensgerechtigkeit durch. Auch Frauen und Männer aus dem Burgenland wurden befragt: Deutlich wird, dass 63,2 Prozent der Befragten angeben, überhaupt nicht über das Einkommen zu sprechen. Bei jenen, die sich über das Gehalt unterhalten passiert das in erster Linie mit den Kolleg:innen (78,6 Prozent). Besonders auffällig ist, dass sich 87,5 Prozent der befragten Frauen für einen Einkommensbericht aussprechen, in welchem die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern im Unternehmen generell dargestellt werden – allerdings wollen das nur 47,7 Prozent der befragten Männer. Auch bei der Frage, ob offene Gespräche über das Einkommen im Betrieb standfinden sollten, ist das für 90,6 Prozent der Frauen von Bedeutung, aber nur für 68,2 Prozent der Männer.
Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie gibt Rückenwind für mehr Lohngerechtigkeit. Die Vorgaben müssen jedoch auch umgesetzt werden, damit Frauen von ihren Rechten tatsächlich profitieren können. „Die Umsetzung muss ohne Schlupflöcher erfolgen. Und auch für kleinere Betriebe mit weniger Beschäftigten gelten. Nur so kommen wir zu einem Ende von Gehaltsgeheimnissen“, fordern Michalitsch und Tremmel-Yakali abschließend.
Im Burgenland liegt das durchschnittliche Jahres-Bruttoeinkommen von Männern bei 62.848 Euro, von Frauen bei 53.204 Euro. Der Unterschied beträgt 9.646 Euro oder 15,3 Prozent. Österreichweit liegt das Einkommen der Männer bei 63.451 Euro und das der Frauen bei 53.128 Euro. Der Unterschied beträgt 10.323 oder 16,27 Prozent.
Anlässlich des Equal Pay Day laden die Gewerkschaftsfrauen Burgenland gemeinsam mit der AK Burgenland zu der Veranstaltung „Lohntransparenzrichtlinie - Mehr Transparenz, mehr Gerechtigkeit“ ein. Sie findet am 6.11.2025 um 18 Uhr im großen Saal der AK Burgenland statt. Expertin Eva-Maria Burger wird über Fakten und Hintergründe in Österreich, über Best-Practice-Beispiele in der EU und darüber sprechen, wie Transparenz zu einer Chance für Betriebe werden kann.
Um Anmeldung unter 02682/770-31164 oder
frauen.burgenland@oegb.at bis spätestens 5.11. wird gebeten.