AK Präsident Gerhard Michalitsch
AK Präsident Gerhard Michalitsch © Roman Felder, AK Burgenland

Schluss mit der 2-Klassen-Medizin!

AK-Vollversammlung fordert gerechte Gesundheitsversorgung für alle und kritisiert das Kranksparen des Gesundheitssystems


Überlastetes Gesundheitspersonal, lange Wartezeiten, 2-Klassenmedizin, Medikamentenengpässe –die Gesundheitsversorgung in Österreich hängt in vielen Bereichen am seidenen Faden. In der AK-Vollversammlung wurde über die Thematik diskutiert. „Das Kranksparen der öffentlichen Gesundheitsversorgung und die damit einhergehende Ungerechtigkeit im Gesundheitssystem spüren die Menschen sehr deutlich. Es besteht jetzt Handlungsbedarf. Wir fordern mehr Geld in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung und endlich bessere Rahmenbedingungen für die Beschäftigten“, fordert AK-Präsident Gerhard Michalitsch. Neben dem Rechnungsabschluss standen auch 22 Anträge und drei Resolution zur Diskussion.


Ein funktionierendes Gesundheitssystem muss den Anspruch haben, flächendeckend alle Versicherten versorgen und behandeln zu können. Durch Einsparungen in verschiedenen Bereichen wird das System immer brüchiger. Die Leidtragenden sind die Versicherten, die ihre Beiträge ins System zahlen, aber keine zeitnahen Untersuchungstermine oder generelle Krankenbehandlung erhalten. Die AK spricht inzwischen von einer 3-Klassenmedizin: 1. Klasse: Privatversicherte, 2. Klasse: Beamte und Selbständige und 3. Klasse: 7,5 Millionen ÖGK-Versicherte. Michlitsch kritisiert: „Wir brauchen einen gerechten Zugang zu einer flächendeckenden, kassenfinanzierten Gesundheitsversorgung. Für eine schnelle, qualitativ hochwertige und zeitgemäße Krankenbehandlung und Gesundheitsprävention dürfen auf keinen Fall viel Geld und private Versicherungen die Voraussetzung sein!“


Gemeinsam mit Dr.in med. univ. Karin Eglau, MPH von der Geschäftsleitung der Gesundheit Österreich GmbH wurde bei der AK-Vollversammlung über die Gesundheitsversorgung in Österreich diskutiert. Auch sie bestätigt, dass es für die Gesundheit eines Menschen –neben anderen Kriterien wie soziales Umfeld - einen Unterschied macht, ob jemand viel oder wenig Geld hat. Ein Lösungsansatz könnte sein, die Kassenleistungsversorgung attraktiver und den Wahlarztbereich unattraktiver zu machen.


Eine Dauerbaustelle im Gesundheitssystem ist auch die Pflege. Personalnotstand herrscht nicht erst seit der Corona-Pandemie: Beschäftigte sind überlastet, arbeiten sich krank, verlassen die Branche. Es braucht schnelles Handeln und echte Reformen. „Das kann die Verbesserung der Rahmenbedingungen sein, aber auch die Schaffung neuer Modell wie das Pilotprojekt der Community Pflege, wo Diplomierte, also hochqualifiziertes Pflegepersonal als Ansprechperson für Patient:innen in Gemeinden zur Verfügung stehen“, erklärt Dr.in Karin Eglau, die sich auch für die bürokratische Entlastung des Pflegepersonals ausspricht. Von Seiten der AK wird auch eine Ausbildungsoffensive gefordert. „All das wird Geld kosten. Geld, das aus Vermögenssteuern sowie einer längst überfälligen Wertschöpfungsabgabe kommen könnte“, fordert Michalitsch. 


Neben dem Rechnungsabschluss für 2022, der einstimmig angenommen wurde, standen insgesamt 23 Anträge (12 Anträge der FSG, 2 Anträge und 2 Resolutionen der ÖVP Arbeitnehmer Fraktion sowie 9 Anträge und eine Resolution der FA-FPÖ) auf der Tagesordnung. 8 wurden einstimmig gefasst, 5 mehrheitlich, 5 wurden abgelehnt und 7 wurden den zuständigen Ausschuss bzw. dem Vorstand zugewiesen.