Grundschüler im Nachhilfeunterricht
Grundschüler im Nachhilfeunterricht © Robert Kneschke, stock.adobe.com

AK Nachhilfebarometer: Teuerung treibt Kosten nach oben

Immer mehr Eltern, die ihren Kindern einen Schulerfolg mittels Nachhilfe ermöglichen wollen, spüren die Teuerung auch in diesem Bereich: Die aktuellen Ergebnisse des AK-Nachhilfebarometer zeigen, dass Familien enorme Summen für die Bildung ihrer Kinder aufbringen, um fehlende Ressourcen der Schule auszugleichen. So kostet eine Einzelnachhilfe im Schnitt 37 Euro, Nachhilfe in Gruppen knapp 22 Euro pro Stunde. Viele können sich das schlicht nicht leisten.
Familien sind in Zeiten der Teuerung besonders belastet. Nicht nur die Lebenserhaltungskosten sind enorm gestiegen, auch in Sachen Bildung müssen Eltern für ihren Nachwuchs tiefer in die Tasche greifen. Oft reicht nämlich das Gelernte aus der Schule nicht und ein Drittel aller Schüler:innen muss zur Nachhilfe, um ihre Lernziele zu erreichen. Laut dem AK-Nachhilfebarometer gaben Familien im Schuljahr 2022/2023 sowie in den letzten Sommermonaten insgesamt 121,6 Millionen Euro für private Nachhilfe aus, womit die Gesamtausgaben um 18,9 Millionen Euro höher waren als noch im Jahr zuvor. Eine Einzel-Nachhilfestunde kommt im Durchschnitt auf 37 Euro, Nachhilfe in Gruppen auf knapp 22 Euro pro Stunde. Die Kosten für Nachhilfe belaufen sich damit in diesem Schuljahr im Mittel auf rund 720 Euro pro Schulkind, 2022 war es noch 630 Euro. Ein ganzer Haufen Geld für das, dass in Österreich Schule eigentlich als kostenfrei gilt. 

Vergleichsweise am höchsten sind die Nachhilfequoten meist in der AHS-Oberstufe – hier beläuft sich die Nachhilfequote mit einer leichten Zunahme insgesamt auf 44 Prozent, 30 Prozent davon bekamen eine bezahlte oder unbezahlte Nachhilfe. Einen auffallenden Anstieg gab es in den Neuen Mittelschulen mit einer Nachhilfequote von aktuell 39 Prozent, wobei in dieser Schulform sowohl die bezahlte als auch unbezahlte Nachhilfe zugenommen hat. Bei 18 Prozent handelte es sich um eine bezahlte Form. In der AHS-Unterstufe ist Nachhilfe in Summe mit einem Anteil von 33 Prozent dazu sehr ähnlich. Die bezahlte Nachhilfe hat also insgesamt betrachtet eher in den Neuen Mittelschulen und der AHS-Unterstufe zugenommen. Diese teure, bezahlte Nachhilfe können sich aber viele Familien schlicht nicht leisten. Die Eltern von 20 Prozent der Schüler:innen, die keine bezahlte Nachhilfe erhalten haben, hätten sich eine solche gewünscht bzw. gerne mehr bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen. Gegenüber dem Vorjahr ist dieser Anteil unverändert hoch. In Summe hätten sich die Eltern von rund 200.000 Schüler:innen gerne (mehr) bezahlte Nachhilfe für ihr Kind gewünscht.

Besonders betroffen von diesen massiven Nachhilfe-Ausgaben und die damit verbundene finanzielle Belastung sind wieder einmal die unteren Einkommensgruppen. Somit leiden vor allem jene Familien darunter, die ohnehin schon durch die steigenden Preise und die anhaltenden Teuerungen große Einschnitte ins Haushaltsbudget hinnehmen müssen. Im österreichischen Bildungssystem hängt also der Schulerfolg noch immer von den Eltern und deren Einkommen ab. „Wer sich private Nachhilfe leisten kann, kann auf diese Art seine Kinder in Bezug auf deren Lernerfolg unterstützen. Privatisierte Bildung verschärft jedoch Bildungsbenachteiligung. Somit bleibt unsere Forderung nach flächendeckenden betragsfreien pädagogisch hochwertigen Ganztagesschulen noch lange aufrecht,“ so AK-Bildungsexpertin Mag.a Claudia Kreiner-Ebinger. 

Trend verspricht keine Entlastung für Familien
Seit 13 Jahren führt die Arbeiterkammer den Nachhilfebarometer durch und es ist ein deutlicher Zuwachs an Nachhilfebedarf zu spüren – Tendenz weiter steigend. Der Zuwachs an Nachhilfe für Schüler:innen lässt sich größtenteils auf die steigende Gratis-Nachhilfe zurückführen, der hohe Anteil bezahlter Nachhilfe konnte damit über die Jahre aber nicht gesenkt werden. Besonders deutlich ist die Entwicklung bei den jüngeren Schüler:innen, denn in den Volksschulen steigt der Druck nachweislich und Nachhilfe ist auch dort keine Ausnahme mehr. Von einer echten Entlastung für Familien kann also nicht die Rede sein.

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