Kunstjuwelierin arbeitet in der Werkstatt.
Kunstjuwelierin arbeitet in der Werkstatt. © Laura, Adobe Stock

Altersteilzeit: Viele Ältere wünschen sich Reduktion der Arbeitszeit

Vor wenigen Wochen hat die schwarz-grüne Bundesregierung die Abschaffung der geblockten Altersteilzeit verkündet. Was das für ältere Arbeitnehmer:innen bedeutet, zeigt die AK-Sozialrechtsberatung, bei der es viele Anrufe besorgter betroffener Burgenländer:innen gibt. Insbesondere in der Pflege und Betreuung, am Bau, in der Reinigung oder im Dienstleistungssektor halten Beschäftigte oft die schweren Arbeiten unmöglich bis zum Pensionsalter durch. Viele Betroffenen sind im Schichtdienst tätig und können zumeist eine kontinuierliche Altersteilzeit gar nicht in Anspruch nehmen. „Mit der Abschaffung der Blockvariante nimmt die Regierung vielen Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit, im Beschäftigungsverhältnis zu bleiben. Ihnen droht Arbeitslosigkeit oder die Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension. Ein Schlag ins Gesicht von älteren Arbeitnehmer:innen“, kritisiert AK-Präsident Gerhard Michalitsch.
Seit dem Jahr 2019 haben mehr als 2.400 Burgenländer:innen die Möglichkeit von Altersteilzeit in Anspruch genommen. Jede/r Vierte nutzte die Blockvariante. Seit der Ankündigung der Bundesregierung, die geblockte Altersteilzeit abzuschaffen, gibt es viele Anfragen in der AK-Beratung. So wie etwa eine 51-jährige Nordburgenländerin, die derzeit noch als Reinigungskraft tätig ist. Sie befürchtet, diesen körperlich anstrengenden Job nicht bis zum Pensionsalter ausführen zu können. „Es sind Menschen wie sie, die insbesondere in körperlich und psychisch höchst anspruchsvollen Berufen tätig sind, für die die Abschaffung der Block-Variante der Altersteilzeit eine gravierende Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen im Sinne von alternsgerechtem Arbeiten darstellt“, gibt Sozialrechtsexpertin Mag.a Brigitte Ohr zu bedenken.

Bestätigt wird Ohr durch die Ergebnisse des Arbeitsklimaindex, den das IFES im Auftrag der AK Burgenland jedes Jahr durchführt. Die neuesten Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Arbeitnehmer:innen die älter als 50 Jahre alt sind, Zweifel daran haben, überhaupt bis zum Regelpensionsalter arbeiten zu können. Zu groß ist in vielen Berufen die körperliche und psychische Anstrengung, die mit zunehmendem Alter viele Beschäftigte krank macht. Die meisten Befragten wünschen sich daher als Lösung, neben gesundheitspräventiven Maßnahmen und der Reduktion von körperlicher und psychischer Anstrengung auch eine Reduktion der Arbeitszeit.

Diese Reduktion ist jedoch in vielen Branchen – etwa mit Schichtdiensten – oder in vielen Handwerksberufen nur mit der Block-Variante möglich. „So ist beispielsweise bei Handwerker:innen und Monteur:innen oder etwa bei 12-Stunden-Diensten in der Pflege eine Arbeitszeit zum Beispiel von 8-12 Uhr ausgeschlossen. Die Block-Variante wäre hier die richtige Methode, um früher die Arbeit zu beenden und die Freizeitphase antreten zu können“, so Ohr. Sie sieht keinen Bedarf, diese Variante abzuschaffen, da sie sowieso nur mit der Zustimmung des Arbeitgebers möglich ist. „Außerdem werden bei der Teilzeitvariante die verbleibenden Stunden zumeist nicht mit neuen Kolleg:innen nachbesetzt, was zur Folge hat, dass die Arbeit auf die verbleibenden Kolleg:innen aufgeteilt wird und diese dadurch massiv belastet werden“, kritisiert Ohr.

Das Argument, mit der Abschaffung würde dem Arbeitskräftemangel entgegengewirkt, sei zynisch und fehl am Platz, heißt es von der AK-Burgenland. Viele Beschäftigte flüchten mit steigendem Alter aus körperlich und psychisch belastenden Berufen. Der Personalmangel in der Pflege oder in der Gastronomie ist ein Beweis dafür. „Wenn wir wollen, dass Menschen bis zum Pensionsalter im Arbeitsleben bleiben, müssen wir die Arbeitsbedingungen massiv verbessern. Aber dazu hatte die Bundesregierung bis jetzt leider keine Ideen“, kritisiert AK-Präsident Michalitsch abschließend.

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