
Arbeitsmarktpolitik, die Menschen stärkt, nicht bestraft
Die 3. Vollversammlung der AK Burgenland fand passend zur Aktionswoche zum 80sten Geburtstages des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) statt. Insgesamt wurden 29 Anträge von den vier Fraktionen eingebracht und behandelt. Diskutiert wurde über die Wichtigkeit der Gewerkschaften als Motor des sozialen Fortschritts und welche Rolle sie bei Strategien gegen Arbeitslosigkeit und für gute Arbeit spielen. „Studien belegen mehrfach, wie wichtig betriebliche Mitbestimmung für die Beschäftigten ist. Arbeitnehmer:innen in Firmen mit Betriebsrat oder Personalvertretung sind zufriedener als jene ohne. Sowohl mit den Weiterbildungsmöglichkeiten und der sozialen Absicherung als auch mit dem Einkommen. Denn gewerkschaftlich organisierte Betriebe zahlen höhere Löhne, weil sie produktiver sind“, betont AK-Präsident Gerhard Michalitsch.Die Ergebnisse aus dem Arbeitsklima-Index 2024 des IFES im Auftrag der AK Burgenland bestätigen die Wichtigkeit von gewerkschaftlich organisierten Betrieben in Form von Betriebsrät:innen (BR). Die Arbeitszufriedenheit wird durch das Vorhandensein eines Betriebsrates grundsätzlich positiv beeinflusst:
- Die Einkommenszufriedenheit - 62% der Beschäftigten mit BR im Betrieb sind zufrieden gegenüber 43% der Beschäftigten ohne BR
- Zufriedenheit mit der sozialen Absicherung - 61% vs. 38%
- Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmöglichkeiten - 65% vs. 43
- Mit Betriebsrat gibt es auch häufiger betriebliche Sozialleistungen und gesundheitsfördernde Maßnahmen am Arbeitsplatz, wie bereitgestelltes Obst und Gemüse, ergonomische Sitzmöbel usw.
Gastrefent Dr. Lukas Lehner, Assistenzprofessor an der Universität Edinburgh, bestätigte in seinem Vortrag die Wichtigkeit von Gewerkschaften, wenn es um Strategien für gute Arbeit und gegen Arbeitslosigkeit geht. Er fordert aber auch eine Arbeitsmarktpolitik, die arbeitssuchende Menschen stärkt und nicht bestraft. „Der wissenschaftliche Konsens ist eindeutig. Kurze oberflächliche Maßnahmen und Druck helfen niemandem. Es ist Zeit für echte Unterstützung, die die Möglichkeiten von Arbeitnehmer:innen erweitern, und Investitionen in zukunftsfähige Qualifikationen“, erklärt Prof. Lukas Lehner, der aus seiner Projektstudie „Die Marienthal Jobgarantie“ in Niederösterrreich von 2020 bis 2024 zitiert. Das Beispiel der Jobgarantie zeigt klar, dass diese kein Luxus, sondern volkswirtschaftlich klug ist. „Sie bietet sinnvolle Arbeit, stabilisiert Existenzen und bringt mehr, als sie kostet“, betont Lukas Lehner.
Weitere Möglichkeiten von aktiver Arbeitsmarktpolitik wurde von den Arbeiterkammerrät:innen in Form von Anträgen diskutiert. „Klar ist, wir müssen uns aus der Krise hinausinvestieren. Die Ausbildung arbeitssuchender Menschen muss Vorrang vor der Vermittlung haben. Das AMS-Arbeitsmarktbudget muss dazu aufgestockt und der Personalabbau gestoppt werden“, fordert AK-Präsident Michalitsch.
Außerdem müsse sich die Wertschätzung von Fachkräften bei der Ausbildung, bei den Arbeitsbedingungen und bei der Bezahlung wiederfinden und Beschäftigungsprojekte müssten längerfristig abgesichert werden.
Neben dem Rechnungsabschluss 2024 standen insgesamt 29 Anträge (3 gemeinsame Anträge, 10 der FSG, 6 der ÖVP Arbeitnehmer:innen Fraktion, 7 der FA-FPÖ und 3 der AUGE-UG) auf der Tagesordnung.
13 wurden einstimmig gefasst, 2 mehrheitlich, 6 wurden abgelehnt und 8 wurden dem zuständigen Ausschuss bzw. dem Vorstand zugewiesen.