Bessere Arbeitsbedingungen für Gesundheitsberufe – jetzt!
Die Arbeitsbedingungen in Pflege- und Gesundheitsberufen stehen seit Jahren in der Kritik. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Arbeiterkammer Burgenland zeigt alarmierende Ergebnisse: Fast die Hälfte der Beschäftigten glaubt nicht, bis zur Pension arbeiten zu können. Überlastung, Stress und unzureichende Bezahlung belasten die Arbeitnehmer:innen massiv. AK-Präsident Gerhard Michalitsch fordert deshalb die Bundesregierung erneut zum Handeln auf und betont die dringende Notwendigkeit von Reformen, um den drohenden Kollaps im Gesundheitssystem zu verhindern.
Der Bedarf an Arbeitnehmer:innen in Pflege- und Gesundheitsberufen steigt permanent an, doch gleichzeitig steigt eine Vielzahl an Beschäftigten aus. Der Grund: Zu wenig personelle Ressourcen, permanenter Stress, körperliche und psychische Überlastung, oftmals mangelnde Wertschätzung und zu wenig Bezahlung. Der Arbeitsklimaindex, eine von der Arbeiterkammer beauftragte Studie des IFES, stellt fest, dass rund 42 % der Beschäftigten im Sektor Gesundheit und Soziales es für eher unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich halten aufgrund ihres Gesundheitszustandes überhaupt bis zum Pensionsantritt arbeiten zu können.
Die Arbeiterkammer Burgenland hat in den letzten Jahren eine Vielzahl an Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitsbereich vorgelegt. Trotz Bemühungen der Bundesregierung sind aus Sicht der Arbeitnehmer:innenvertretung viele wichtige Schrauben im Konstrukt der Gesundheitsberufe nicht befestigt worden.
AK-Präsident Michalitsch merkt insbesondere über die Untätigkeit der Bundespolitik bezüglich der Schwerarbeitsbestimmungen bei Pflege- und Gesundheitsberufen kritisch an: „Dass es noch immer keine praxistauglichen Regelungen betreffend Schwerarbeit im Gesundheitsbereich gibt, die wir seit Jahren fordern, ist schlichtweg ein Affront und eine Respektlosigkeit gegenüber den Beschäftigten in diesem Bereich. Diese leisten tagtäglich für uns alle lebenswichtige Arbeit!“ Die Untätigkeit bei diesem Thema ärgert AK, Gewerkschaften und nicht zuletzt die Beschäftigten selbst. „Beschäftigte in Gesundheitsberufen haben ein derart hohes Stressniveau und sind extrem belastenden Situationen ausgesetzt. Hier geht es sprichwörtlich oft um „Leben oder Tod“ und es reicht nicht, erst irgendwann Maßnahmenpakete zu schnüren. Die nächste Bundesregierung muss Pflege, Gesundheit und die Beschäftigten im Gesundheitssektor als oberste Priorität reihen. Die Gesundheitsversorgung von uns allen hängt an den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten, das muss die Politik endlich erkennen und unverzüglich danach handeln!“, gibt der AK-Präsident der zukünftigen Bundesregierung mit auf den Weg.
Mag.a Brigitte Ohr-Kapral, gesundheitspolitische Referentin der AK Burgenland ergänzt dazu: „Bis dato wird der immensen körperlichen und psychischen Belastungen im Gesundheitsbereich zu wenig Rechnung getragen. Die Arbeit mit schwer Erkrankten, Verunfallten oder Sterbenden, Nachtarbeit und lange Dienste belasten die Beschäftigten sehr. Es bedarf daher lebensphasengerechte Arbeitszeitmodelle z.B. bei Nachtdiensten, Maßnahmenpakete für altersgerechtes Arbeiten sowie mehr betriebliche Gesundheitsförderung bei den Beschäftigten im Gesundheitsbereich. Auch könnten Menschen, die bereits aus den Berufen ausgestiegen sind, durch gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung animiert werden, wieder zurück zu kommen - aber das erfordert schnelle Maßnahmenpakete!“
Zurückhaltend ist Präsident Michalitsch beim Thema Fachkräftebedarf in der Pflege und anderen Gesundheitsberufen, wenn es darum geht diese Arbeitnehmer:innen aus dem Ausland zu holen: „Wir könnten vorrangig Menschen aus dem Ausland, die bereits hier leben und eine Pflege- oder andere Ausbildung im Gesundheitsbereich aus dem Ausland nachweisen können, durch schnellere Anerkennung verbunden mit einer Aufstockung von geförderten Deutschkursen begegnen. Diesbezüglich sollten hier schnell finanzielle Mittel für bereits ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung gestellt werden. Auch so können wir unter anderem den Pflege- und Gesundheitsberufsnotstand lösen!“ Ob die neue, noch nicht gewählte Bundesregierung Licht am Ende des Tunnels bringt, bleibt aus Sicht der Beschäftigten also abzuwarten.