
Krank in die Arbeit?
Befragungen zeigen, dass mehr als 60 Prozent der burgenländischen Arbeitnehmer:innen krank in die Arbeit gehen. Wer krank arbeiten geht, schadet nicht nur sich selbst, sondern oft auch den Kolleg:innen. Dennoch stellen viele einen reibungslosen Ablauf im Betrieb und ihre Jobsicherheit über ihre Gesundheit. Meist stecken ein enormer Druck und die Angst, den Job zu verlieren, dahinter. „Eine Möglichkeit dagegenzuwirken wäre die Einführung eines Kündigungsschutzes im Krankenstand. Wer krank ist, muss sich auskurieren können. Darum müssen Arbeitgeber:innen auf ausreichend Personalressourcen achten, damit der Arbeitsdruck nicht noch höher wird“, fordert die AK-Expertin für Arbeitnehmer:innenschutz, Mag.a Brigitte Ohr-Kapral, anlässlich des Weltgesundheitstages am 7. April.Präsentismus häufiger bei den Angestellten sowie im Gesundheits- und Pflegebereich
Nach Berufsfeldern betrachtet betrifft dieses Thema zwar Arbeiter:innen wie Angestellte, es ist in Angestellten-Berufen aber tendenziell etwas häufiger anzutreffen: Vor allem Homeoffice und Telearbeit begünstigen die Möglichkeit, auch dann zu arbeiten, wenn man gesundheitlich etwas angeschlagen ist. Österreichweit fällt im Branchenvergleich besonders der Gesundheits- und Sozialsektor auf. Hier sind in den vergangenen Jahren 60 Prozent der Beschäftigten schon einmal krank zur Arbeit gegangen.
Immer mehr Menschen nehmen sich nicht mehr die Zeit für ihre Genesung. Der Hintergrund in den Betrieben ist häufig, dass die Personaldecke dünn ist und die Arbeit sonst liegen bliebe oder andere Kollegen dadurch belastet würden. „Dieser Präsentismus kann einerseits gesundheitliche Folgen wie längere Folgeerkrankung, heftige Rückfälle oder chronische Erkrankung statt Heilung haben. Anderseits zeigen die Daten, dass auch die Arbeitszufriedenheit direkt damit verbunden ist und sinkt.
In Betrieben mit gutem Betriebsklima, hoher Führungsqualität, angenehmen Umgang mit Kolleg:innen und hohem Verantwortungsbewusstsein für die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter:innen sind Beschäftigte seltener krank und zeigen gleichzeitig eine geringere Neigung zu gesundheitsschädlichem Verhalten. Andererseits sind Beschäftigte in Betrieben mit hohem Druck, vielen Arbeitsstunden, hohen Verfügbarkeitsanforderungen und geringem Vertrauen in die Loyalität der Beschäftigten öfter krank und neigen auch vermehrt dazu, krank zur Arbeit zu gehen.
„Zahlreiche durchgeführte Studien zeigen, dass aktive Gesundheitsförderung sowie die Förderung eines positiven Führungsstils und Arbeitsklimas helfen, sowohl Krankenstände als auch Präsentismus zu reduzieren“, weist Ohr-Kapral auf Möglichkeiten hin, die Situation für alle Betroffenen zu verbessern.