Arbeitsklima
Arbeitsklima Index 2024 © (c) Roman Felder, AK Burgenland

Rezession schlägt sich auch bei den Arbeitnehmer:innen aufs Gemüt

Die Arbeitszufriedenheit der Burgenländer:innen ist laut Arbeitsklima-Index 2024 leicht von 101 auf 100 Punkte gesunken. Was besonders auffällt: Die schlechte Konjunktur schlägt sich negativ in den Werten nieder. Der wirtschaftliche Optimismus ist nicht nur in Österreich, sondern noch mehr im Burgenland gesunken. Die Stimmung in den Branchen Handel sowie Industrie und Gewerbe sind unterdurchschnittlich. Auch junge Burgenländer:innen sehen die Entwicklung pessimistisch. „Der Arbeitsklima-Index ist unser jährlicher Kompass, der uns anzeigt, wie es den burgenländischen Arbeitnehmer:innen geht. Die Zahlen 2024 zeigen, dass sich die Wirtschaftsentwicklung nicht nur auf Umsätze und Gewinne, sondern auch auf die Beschäftigten auswirkt“, stellt AK-Präsident Gerhard Michalitsch fest. 
Die Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung liegt laut Arbeitsklima-Index Österreichweit bei 50 Punkten. Das Burgenland liegt mit 42 Punkten deutlich darunter. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 3 Punkte weniger. Auffällig ist, dass im Burgenland unter 30-jährige Arbeitnehmer:innen die Entwicklung pessimistischer beurteilen als im Rest Österreichs.

Insolvenzen der Grund für Pessimismus?
„Nach Branchen betrachtet, fallen im Burgenland die Handelsbeschäftigten sowie die Beschäftigten im Industriesektor auf. Sie schätzen die wirtschaftliche Entwicklung im Jahresvergleich pessimistischer ein als 2023, nämlich jeweils minus 5 Punkte“, erklärt Dr. Reinhard Raml, Geschäftsführer des IFES-Institut.

Ein Grund für diesen Pessimismus könnten die Insolvenzen sein, die im Burgenland 2024 massiv gestiegen sind. Die Pleiten von Hauswirth, Pepco oder Depot betrafen vor allem Beschäftigte in den Bereichen Industrie und Handel. Laut KSV 1870 wird der Handel als einer der „Insolvenztreiber“ im vergangenen Jahr bezeichnet. 

„Neben einer Budgetsanierung muss es das Ziel sein, Unternehmen zukunftsfit zu machen und weitere Insolvenzen zu verhindern! Wenn es trotzdem kracht, dann braucht es eine Beschäftigungssicherung wie Kurzarbeit oder Arbeitsstiftungen, um die Betroffenen halten zu können bzw. wieder rasch in Beschäftigung zu bringen“, fordert AK-Präsident Michalitsch.

Unzufriedene Handelsbeschäftigte
Bei den Handelsangestellten ist im Burgenland auch die Statuszufriedenheit um 14 Indexpunkte zurückgegangen. Ein Grund könnte unfreiwillige Teilzeitarbeit sein. Laut Arbeitsklima-Index ist die Zufriedenheit bei Teilzeitbeschäftigen geringer als bei Vollzeitbeschäftigten. Weiters ist zu erkennen, dass im Handel monotone Tätigkeiten stärker belasten als in anderen Branchen und es im Handel ungleich häufiger zu übergriffigem Verhalten von Kund:innen kommt.

Im Bereich Industrie und Gewerbe hingegen wurde etwas häufiger Gehalt oder Lohn nicht ausbezahlt und die Arbeitszeit nicht korrekt erfasst.

Druck auf Arbeitnehmer:innen steigt
Die Zahlen aus dem Arbeitsklima-Index zeigen, dass die Wirtschaftsentwicklung auch Druck auf die Arbeitnehmer:innen erzeugt. AK-Präsident Michalitsch kritisiert: „Es braucht eine Ankurbelung der Konjunktur und mehr Wettbewerbsfähigkeit in nachhaltiger und gerechter Form statt Steuergeschenke wie eine Senkung der Körperschaftssteuer. Diese Maßnahme kostet viel und bringt wenig, vor allem den Steuerzahler:innen, die drauf zahlen!“

AK-Forderungen, um die Konjunktur anzukurbeln:

  • Leistbare Energiepreise für die Wirtschaft und für private Haushalte
  • Klimaschutzförderungen für Unternehmen und ihre Beschäftigten  
  • Förderungen und Vergaben an soziale und ökonomische Kriterien knüpfen
  • Fachkräfteoffensive durch mehr Budget fürs AMS und mehr betriebliche Weiterbildung


Was aus Sicht von AK und Gewerkschaften keinesfalls der wirtschaftlichen Entwicklung helfen wird, ist der Vorschlag mancher Ökonomen, Löhne und Gehälter oder Pensionen unter der Inflation zu erhöhen. „Das sind jene superschlauen Ökonomen, die lange bei der Eindämmung der Teuerung gemahnt und gebremst haben. Weniger Einkommen bedeutet einfach, dass die Menschen weniger zum Leben haben! Das bremst den Konsum und heizt neben der sozialen Ungerechtigkeit auch die Wirtschaftskrise weiter an! Das wird es mit uns und mit den Gewerkschaften nicht geben“, zeigt sich Michalitsch verärgert.

Zum Arbeitsklima-Index 2024 
Die Datenbasis 2024 bilden insgesamt 463 burgenländische Befragte (unselbständige Beschäftigte und Arbeitslose). Die Interviews wurden sowohl persönlich als auch online geführt.

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