Kinderbetreuung im Burgenland.
Kinderbetreuung im Burgenland. © AK

Studie: Kinderbetreuung im Burgenland

Der Wandel der Frauen- und Rollenbilder hat Auswirkungen auf Arbeit, Familie und damit auch die Betreuung. Gute Betreuungsmöglichkeiten für Kinder werden auch in den nächsten Jahren immer wichtiger. Schon in den Jahren 2021/2022 wurden im Burgenland mehr als 21.000 Kinder bis 9 Jahren in Kinderbetreuungseinrichtungen betreut – Tendenz steigend. Die Studie „Kinderbetreuung im Burgenland. Perspektiven 2030“ im Auftrag der AK Burgenland sah sich die Entwicklung und Zukunft der Kinderbetreuung deshalb genauer an. Das Burgenland steht hier im Bundesländervergleich verhältnismäßig gut dar. Sowohl bei den Öffnungszeiten als auch der der Versorgungssicherheit. „Als Arbeitnehmer:innen sind wir aber seitens der Wirtschaft verstärkt mit Forderungen nach Flexibilisierung und Ausdehnung der Arbeitszeit konfrontiert. Das führt unweigerlich zu noch größeren Problemen bei der Betreuung“ geben AK-Vizepräsidentin und ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Bianca Graf sowie younion-Landesfrauenvorsitzende Doris Handler zu bedenken.

Ob Krippe, Kindergarten oder Hort – Kinderbetreuungseinrichtungen sind essentiell, um den Eltern die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. In den Jahren 2021/2022 besuchten bereits 21.500 Kinder solche Einrichtung im Burgenland, bis 2030 soll diese Zahl laut Prognosen sogar um 1,8 Prozent weiter steigen. Von 171 Gemeinden entsprechen in 35 die Angebote bereits den sogenannten VIF-Kriterien, in 49 Gemeinden sogar dem VIF+. Zu diesen VIF-Kriterien zählen dabei unter anderem qualifiziertes Personal, die Öffnungszeiten sowie -tage und auch das Angebot von Mittagessen. Besonders für Frauen, die nach der Karenz wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen möchten, ist es deshalb wichtig, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet und familienfreundliche Öffnungszeiten weiter ausgebaut werden. 

„Das Burgenland steht im Bundesländervergleich verhältnismäßig gut da. Sowohl bei den Öffnungszeiten als auch bei der Versorgungssicherheit. Um diese qualitätsvolle Kinderbildung und Betreuung gewährleisten zu können - inklusive der dafür dringend benötigten Elementarpädagog:innen – braucht es einen Blick in die Zukunft“, erklärt Mag.a Cornelia Krajasits, Studienautorin des ÖIR-Projekthaus. Die Prognosen sagen für das Burgenland ein Bevölkerungswachstum voraus. Allerdings wird erwartet, dass dieses Wachstum im Norden stärker als im Landessüden sein wird. Es wird davon ausgegangen, dass die Erwerbsquote bei Frauen weiter steigen wird und eine flexiblere Arbeitswelt auch flexible Kinderbetreuungsangebote braucht. Nicht nur die Öffnungszeiten werden sich ändern, sondern auch die Art der Betreuung. Elementare Bildung wird dabei noch stärker in den Vordergrund rücken.

Das sieht auch AK-Vizepräsidentin Bianca Graf so: „Neue Entwicklungen bringen auch neue Herausforderungen für die Kindergartenbetreiber. Eine Kindergartenmilliarde, die tatsächlich jährlich als Milliarde in den Ausbau fließt, wäre hier sehr hilfreich. Auch die Schwerpunkte der Betreuungseinrichtungen werden sich wahrscheinlich verändern. Das bringt neue Herausforderungen für die Arbeitnehmer:innen im Kinderbildungsbereich mit sich und der bereits zu spürende Druck auf die Beschäftigten könnte nochmals zunehmen.“

Wie hoch der Druck auf die Beschäftigten im Kinderbildungsbereich schon jetzt ist, hat die Pandemie ganz klar gezeigt. Die Pandemie ist gegangen, die enormen Herausforderungen und Belastungen sind geblieben. Die Unzufriedenheit unter den Beschäftigten wächst. Viele Kolleg:innen orientieren sich beruflich in eine andere Richtung. Freie Stellen können oft nur schwer besetzt werden. „Elementarpädagogik ist ein Schlüssel für mehr Chancengerechtigkeit im Bildungssystem, aber Studien zeigen ganz klar, dass Kinder nur dann etwa vom verpflichtenden Kindergartenjahr profitieren können, wenn eine entsprechend hohe pädagogische Qualität der Betreuung sichergestellt ist“, betont Krajasits. younion-Landesfrauenvorsitzende und Kindergartenleiterin Doris Handler sieht das genauso und fordert für ihre Kolleg:innen: „Was wir brauchen sind ausreichend Ressourcen, Personal und Zeit für Weiterbildung zur Vorbereitung auf neue Herausforderungen, eine bessere finanzielle Absicherung in der Ausbildung, inklusive einen Ausbau der Ausbildungsplätze. Eine österreichweit einheitliche Aus- und Weiterbildungsoffensive wäre ein erster Schritt."

Die Studie zeigt auch: Immer relevanter werden beispielsweise auch gemeindeübergreifende Kooperationen, da vor allem kleiner Gemeinden die gewünschte Bildungsqualität alleine nicht mehr halten können. Laut burgenländischem Kinderbetreuungsgesetz ist für jede Gemeinde auch eine Bedarfsplanung und ein Entwicklungskonzept in Hinblick auf die erforderlichen Kinderbildungs- und -betreuungsplätze für den Zeitraum der jeweils folgenden drei Jahre zu erstellen. Dabei geht es um Art und Anzahl der Kinderbildungs- und -betreuungsplätze sowie die angebotenen Öffnungszeiten und allfällige sonstige Betreuungsangebote, den oder die Betreiber und deren Einbindung. Die Kinderbetreuung in den Gemeinden ist somit ein wesentlicher Teil eines auf die Zukunft gerichteten Dorfentwicklungsprozesses geworden. Entsprechende Daten und Informationen ermöglichen es den Gemeinden einen Blick in die Zukunft zu werfen, damit man rechtzeitig auf den potenziellen Bedarf an Kinderbetreuung reagieren kann. Solche Daten können u.a. demografische Faktoren wie die Bevölkerungsentwicklung und Familienstruktur sowie Baulandentwicklung und zukünftige Arbeitsplätze sein. Ebenfalls sollte man baulich wirkende Faktoren wie Ausstattung, Raumgrößen, Spiel- und Sportflächen beachten und auch Vorgaben hinsichtlich der Verbesserung der Betreuungsqualität berücksichtigen. 

Es sind große Herausforderungen, die an Fragen der Kinderbetreuung angeknüpft sind. Gleichzeitig sehen sich die Arbeitnehmervertreter:innen mit Forderungen seitens der Wirtschaft konfrontiert, die weiter Flexibilisierung und Ausdehnung der Arbeitszeit fordern. Das führt unweigerlich zu noch größeren Problemen bei der Betreuung. 12 Stundentage einführen und gleichzeitig Teilzeitkräfte strafen wollen – bei dieser Politik bleiben Familien auf der Strecke.

Wichtig ist es jetzt, mit dem Wissen über die Notwendigkeit des Ausbaus – trotz regionaler Unterschiede, an folgenden Punkten dranzubleiben:
· Ausreichend Ressourcen, Personal und Zeit für Weiterbildung zur Vorbereitung auf neue Herausforderungen
· Besser finanzielle Absicherung in der Ausbildung inklusive Ausbau der Ausbildungsplätze
· Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz und
· Die Kindergartenmilliarde, die tatsächlich jährlich als Milliarde in den Ausbau fließt.


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