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14.6.2024

AK Studie: Jede:r fünfte Österreicher:in ist kaufsuchtgefährdet

Jede:r fünfte Österreicher:in ist kaufsuchtgefährdet. Das zeigt eine Befragung des Gallup Instituts im Februar 2023 im Auftrag der AK bei 1.000 Österreicher:innen. Besonders kaufsuchtgefährdet sind Frauen, Junge unter 30 Jahren und Personen mit niedrigem Bildungsabschluss. Onlineshoppen und Zahlen mit Plastikkarte beflügeln Kaufsuchtgefährdete.

Wer sehr gefährdet ist

Jede fünfte Person (21 Prozent) in Österreich ist kaufsuchtgefährdet (kompensatorisches und süchtiges Verhalten). Das sind etwas weniger Menschen als noch bei der letzten Studie im Jahr 2017 (24 Prozent), dennoch ist es besorgniserregend.

Besonders kaufsuchtgefährdet sind Frauen (24 Prozent), Junge von 14 bis 29 Jahren (33 Prozent), Personen mit niedrigem Bildungsabschluss (26 Prozent).

Verführung Internet

Das Internet wird für Kaufsuchtgefährdete zum Verhängnis. Sie kaufen öfter und mehr als sie möchten. So geben 13 Prozent der Befragten an, zumindest einmal wöchentlich im Internet einzukaufen, ein Viertel kauft mehrmals im Monat und etwas mehr als ein Fünftel mehrmals im Quartal. Warum ist das so? Weil es anonym ist.

„Onlineshoppen ist verlockend und da wird auch mit vielen Tricks gearbeitet, Stichwort Dark Patterns. So werden etwa Produkte in den Warenkorb gelegt, die Konsument:innen gar nicht ausgewählt haben. Große Onlineplattformen arbeiten oft mit glücksspielähnlichen Methoden, die zum Kauf verführen“, kritisiert AK Konsument:innenschützerin Nina Birkner-Tröger. „Auch Influencer:innen  wecken bei jungen Menschen Wünsche nach bestimmten Produkten, die sie in ihren Videos anbieten. Dabei geht nicht eindeutig hervor, dass es Werbung ist.“

Falle Plastikgeld und Kredit

Personen, die häufig bargeldlos zahlen, sind mehr kaufsuchtgefährdet als Personen, die das nur hin und wieder oder nie machen. Ebenfalls häufiger betroffen sind Menschen, die einen Ratenkredit haben. Mehr als die Hälfte der Befragten mit einem im letzten Jahr aufgenommenen Ratenkredit gilt als kaufsuchtgefährdet, davon sind 28 Prozent süchtig, knapp ein Viertel kaufsuchtgefährdet. Wenig überraschend: Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Kaufsucht und Höhe der Verschuldung. 45 Prozent der Befragten, die mehr als 5.000 Euro an Schulden haben, gelten als kaufsuchtgefährdet.

„Kaufsucht ist noch immer eine sehr tabuisierte Form der Abhängigkeit und spielt in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle, da Kaufen keine sozial verpönte Sucht wie etwa Alkoholmissbrauch ist“, resümiert Birkner-Tröger. „Kaufsüchtige suchen einen Kick. Kaufen orientiert sich nicht am Bedarf und den finanziellen Mitteln. Das Kaufen steht im Vordergrund und ist meist ein Ersatz, um etwa Einsamkeit oder mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren – zumindest kurzfristig. Und das mündet oft in Überschuldung und soziale Isolation“, so Birkner-Tröger. „Bei jungen Menschen ist vor allem der gesellschaftliche Druck hoch, sich durch Konsum einen Platz in der Gesellschaft zu ‚erkaufen‘“.

Unsere Forderungen

Die AK verlangt mehr Unterstützung für kaufsuchtgefährdete Menschen:

  • mehr Schutz in der Online-Welt, etwa Influencer-Werbung regulieren, weil sie oft nicht erkannt wird;
  • besseren Schutz vor Überschuldung etwa durch strengere Vorschriften bei Kreditwerbungen;
  • Verbraucherbildung in der Schule fördern, damit Junge mehr Wissen mit dem Umgang mit Geld bekommen.

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